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Kinder alleine auf der Flucht


Rund 60 - 70 Millionen Menschen sind heutzutage auf der Flucht und davon sind etwa die Hälfte Kinder. Dazu kommt es, dass in einigen Fällen Kinder ganz alleine ohne Eltern, erwachsene Familienangehörige oder überhaupt mit irgendeinem Erwachsenen in ein Land fliehen. Diese Kinder nennt man UMA (Unbegleitete Minderjährige Asylsuchende). Normalerweise beantragen etwa 785 UMAs im Durschnitt in die Schweiz Asyl, die zu rund zwei Drittel zwischen 16 und 17 Jahre alt sind, etwa 4% von allen in der Schweiz gestellten Asylgesuche. Im Jahre 2015 wurden am meisten UMAs in der Schweiz registriert, ganze 2736 was 6,92% aller Flüchtlinge die Asylanträge gestellt haben. Komischerweise sind nur 15% Mädchen von all diesen Kindern, was heisst, dass wenn 1000 UMAs in die Schweiz ankommen, nur 50 Mädchen unter 17 dabei sein werden, was uns leider nicht weiterhilft mit all den Problemen die sie vor, während und nach der Flucht haben.

Wieso werden die Kinder von den Eltern getrennt oder flüchten alleine:

Die Gründe für die Kinder, ihr Heimatland zu verlassen sind vielseitig. Einerseits werden sie während der Flucht von ihren Eltern getrennt weil diese entweder sterben, gefangen genommen , krank oder anders gehindert werden und nicht weiterziehen können. Sie können aber auch von den Eltern in ein Industrieland geschickt werden (in diesem Fall sind sie schon älter) um dort zu arbeiten und Geld zu verdienen, damit sie es dann zurück der Familie schicken können. Allerdings flüchten viele von Anfang an alleine wegen Krieg, Verfolgung, Misshandlung oder Ausbeutung. Einige Kinder schliessen sich auch Kinderhändlern an(sie wissen nicht, dass sie Kinderhändler sind) in der Hoffnung aus dem Land zu gelangen um im Ausland zu studieren, merken aber schnell, dass sie in eine Falle geraten sind und Ihre Hoffnung einer guten Zukunft wird zerstört.



Die drei Kinder flüchten alleine vor dem Krieg in Syrien

Was sind die Gefahren während der Flucht:

Wie auch bei normalen Flüchtlingen bestehen für die UMA die gleichen Gefahren. Sie können verdursten, verhungern, erfrieren,Krankheiten einfangen, gefangen genommen, missbraucht oder misshandelt werden. Doch einige Gefahren beziehen sich vor allem, oder nur, auf die alleingelassenen Minderjährigen.


Familienprobleme: In den Familien in denen der Vater oder die Mutter fehlen, müssen sich die älteren Geschwister um die kleineren kümmern, das heisst, sie müssen sie betreuen, unterhalten, für sie kochen, Wasser und Lebensmittel besorgen. Dies ist ein Nachteil für die grösseren Geschwister sowie für die kleineren. Die kleinen werden schlechter ernährt und behandelt weil der ältere keine grosse Erfahrung mit kleineren Kinder hat und sich dann überarbeiten kann, was dazu führt, dass er schneller Krankheiten einfangen kann und die kleineren Geschwister dann ohne helfende Hand weiterflüchten müssen.


Psychische Probleme: Diese Probleme treten meistens bei den kleineren UMA auf, denn sie sind am sensibelsten. Während der Flucht können sie ihre Bildung nicht fortsetzen und ihre Entwicklung wird dadurch gestoppt was sich dann auf das Leben nach der Flucht auswirken kann. Sie können auch depressiv oder willenslos werden und verlieren die Lust die Flucht zu überstehen und zu überleben was in dieser Situation nicht so passend ist. Ein anderes psychisches Problem sind die seelischen Wunden. Nach den Erfahrungen von Krieg, Tod, und Zerstörung werden sie traumatisiert und haben mentale Probleme, die manchmal nie wieder vergehen.

Was passiert mit den UMAs im Asylland:

Einmal im Land Angekommen, werden die UMAs in verschiedene Unterkünfte gebracht. Kinder unter 12 Jahren werden von einer Pflegefamilie aufgenommen und die zwischen 12 und 18 Jahre gelangen in spezielle UMA-Unterkünfte oder in normalen Asylunterkünften. In den Kantonen Aarau und Solothurn werden aber alle mit Erwachsene in das Asylzentrum untergebracht, egal wie alt man ist. Das sollte eigentlich illegal sein, denn es ist nicht einfach für ein traumatisiertes, zehnjähriges Kind zusammen mit Erwachsene in sehr enge Räume zu leben, schon gar nicht zu schlafen oder sonst was. Ein anderes Problem ist die Altersbestimmung. Viele UMAs tragen während der Flucht nichts bei sich, da sie ja keine Zeit hatten einen Koffer zu packen, was auch für die Identitätsdokumente zählt. Ohne die kann man das Alter der Kinder nicht gut bestimmt werden und 17 jährige, die noch als Kinder gelten, die Rechte als UMA nicht bekommen kann da man ihn vielleicht als Erwachsenen ansieht. Aber auch wenn einige Kinder ihr Identitätsdokument dabei haben werden diese manchmal nicht als gültig gezählt, weil man die leicht kaufen kann und daher eine Fälschung sein kann. Jedes (gültige) Kind hat aber das Recht auf eine Begleit- oder Vertrauensperson. Diese begleitet und unterstützt sie während des Asylverfahrens und Falls die Eltern des UMA unauffindbar oder gestorben sind erhält die Begleitperson die gleichen Rechte wie die Eltern, was sie zu so etwas wie der/die Stiefvater, -mutter macht.


Junge UMAs lernen neue Sprachen und Kulturen

Bildung und Schule:

Da Jeder Mensch ein Recht auf Bildung hat, zählt dieses Recht auch für die UMAs, also müssten die, die unter sechzehn Jahre alt sind, eine Schule besuchen. Es hört sich nicht schwer an, wird aber mehrmals falsch umgesetzt. Es gibt viele Schwierigkeiten, z.B. wenn ein Flüchtlingskind mitten in der Schulzeit einer Schulklasse beitritt. Für das Kind ist es dann etwas unpraktisch, weil die Schule ihn bis zum Anfang des neuen Schuljahres den Beitritt in die Klasse verweigert. Viele sind auch der Meinung, dass man die Kinder nicht zu schnell einschulen muss, nicht nur weil sie die Landessprache nicht können, sondern auch weil sie in ihrem Heimatsland ganz unterschiedlich unterrichtet worden sind. Dazu kommen noch grosse Wissenslücken, weil die ja lange unterwegs waren und davor noch wahrscheinlich wegen dem Krieg oder sonstiges nicht in die Schule gehen konnten. Andere sagen aber, dass sie so schnell wie möglich in eine Schule gebracht werden müssen, damit die Kinder schneller Deutsch lernen und sich schneller in das Land einleben können. Wir sind eher für die zweite Meinung, aber nur, wenn sie in spezielle Schulen oder Schulklassen gebracht werden, die für diese Fälle bereitstehen und nicht in eine normale Klasse, sonst wären sie zu sehr überfordert.


Erfahrungen von zwei UMAs: Dies sind die Fluchterfahrungen von zwei UMAs, Solomon und Serivan, die aus zwei unterschiedlichen Gründen fliehen mussten.


Solomon: Solomon ist in einem kleinen Dorf in Eritrea zur Welt gekommen, zusammen mit seinen neun Geschwister. Dort machte er die Schule, hatte viele Freunde, im grossen und ganzen gefiel es ihm dort, doch das was ihm nicht gefiel, was viele Jugendliche zur Flucht zwang ist, dass man zum Militärdienst gezwungen wird. Normalerweise dauert der Militärdienst 18 Monate doch tatsächlich konnte es mehrere Monate länger dauern, was schwere Menschenrechtsverletzung ist. Aus diesem Grund entschloss sich Solomon mit 15 Jahren in ein anderes Land zu ziehen. Er war zwei Monate unterwegs und auf dieser Reise machte er auch Erfahrungen mit Schleppern/innen, trotzdem hat Solomon die Reise mit viel Glück überstanden. In der Schweiz angekommen musste er sich erst mal an alles gewöhnen und die Sprache lernen. Nach einem Monat im Empfangszentrum kam er in das Zentrum für unbegleitete Minderjährige Lilienberg und begann mit der Schule. Jetzt lebt er in Zürich-Altstätten in einer Wohngemeinschaft mit Zwei Deutschen und verbringt seine Zeit mit seinen Freunden und trifft sich mit seinem Bruder, der länger als er in der Schweiz ist, doch der Rest der Familie musste in Eritrea bleiben.


Serivan:

Serivan ist 1995 in Istanbul geboren und lebte mehrere Jahre dort mit ihren Eltern und ihren sechs Geschwistern (ein Junge und fünf Mädchen). Ihre Eltern waren politisch aktiv und hatten deshalb Angst ins Gefängnis zu kommen. Während des kurdischen Neujahrsfests wurde ihre Mutter schwer am Kopf verletzt, was sie dazu brachte mit acht ihr Land, mit der Familie, zu verlassen. Ihr erstes Fluchtland war Griechenland und blieb dort für vier Jahre von denen sie zwei in die Schule musste, doch das war alles viel zu schwer, denn sie musste eine neue Sprache mit einem anderen Alphabet lernen, was auch wir doof finden würden. Leider war die Wunde von Servians Mutter nie ganz verheilt und verstarb als Servian 12 Jahre alt war. Mit ihren Geschwister und ihrem Vater reiste sie nun nach Italien und wenig später in die Schweiz. Erneut musste sie eine neue Sprache lernen, was sie aber nicht davon abhielt in der Schweiz zu bleiben. Nun macht sie eine Ausbildung als Fachfrau für Kinderbetreuung und will später mal Kinderpsychiaterin werden.






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