Jeden Tag verlassen 70'000 Menschen Ihr Heimatland. Gründe dafür sind Krieg, Vergewaltigung und keine Zukunftsperspektive. Auch der Klimawandel bringt Menschen auf die Flucht. Diese Flüchtlinge werden oft in riesigen Flüchtlingslagern untergebracht. Die Türkei, Italien und Deutschland sind weltweit ganz vorne mit dabei, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht.
Zaatari - Ein Flüchtlingslager wird zur Stadt
Die meisten Flüchtlinge sind zurzeit aber nicht in Europa, sondern in Vorderasien. Dazu gehören Länder wie Syrien, der Irak, Saudi-Arabien und auch Jordanien. In Jordanien liegt nämlich das grösste Flüchtlingslager der Welt Zaatari. In Zaatari leben zurzeit 100.000 Flüchtlinge grösstenteils aus Syrien. Doch das einst kleine Flüchtlingslager entwickelt sich immer mehr zu einer organisierten Stadt die stetig wächst.
Blick auf das Flüchtlingslager Zaatari in Jordanien
Wie läuft die Ankunft ab?
Wenn ein Flüchtling ankommt wird er zuerst einem Container zugeteilt. Diese Container, die als Wohnunterkunft dienen, erstrecken sich über 20 Wohneinheiten, 12 Distrikte und insgesamt 8,8 km². Jeder Haushalt bekommt eine Art Kreditkarte, auf die pro Monat 25 € geladen werden. Dieses Geld dient hauptsächlich für Essenseinkäufe. Bewohner bezahlen ihre Einkäufe per Iris-Scanner. Die Iris ist unverwechselbar bei jedem Menschen: Jede Iris kann somit eindeutig einem Konto zugeordnet werden. Vielen Flüchtlingen reicht das Geld nicht aus, deshalb kaufen sie mit dem Geld ausserhalb vom Lager Waren ein, die sie an eigenen Ständen im Lager verkaufen.
Die Wohnunterkünfte in Zaatari
Solarkraftwerk - Strom für Zaatari
In Zaatari steht das größte Solarkraftwerk, das jemals für ein Flüchtlingslager gebaut wurde. Vorher gab es oft Stromausfall. Der Strom war so teuer, dass die Bewohner oft Strom aus dem jordanischem Netz gestohlen haben. Das neue Solarkraftwerk soll nun für 14 Stunden Strom produzieren. Und zu Spitzenzeiten soll der überschüssige Strom auch ins jordanische Netz gehen.
Die Solaranlage neben dem Flüchtlingslager
Wasserversorgung - Wasser für Zaatari
Zaatari hat ausserdem ein komplexes Abwassersystem. Das Wasser für die Flüchtlinge ist in drei Tiefbrunnen gelagert. Der Verbrauch im Lager beträgt 3 Mio. Liter pro Tag. Das hört sich nach enorm viel Wasser pro Person an. Es sind jedoch nur 30 Liter pro Haushalt mit oft sehr grossen Familien verfügbar. Das Wasser wird fürs Waschen, Kochen und zum Trinken gebraucht. In der Schweiz sind es Täglich 162 Liter pro Kopf und Tag.
Vor dem Bau der Wasserleitungen wurde Wasser von Lastwagen in Auffangbehältern gespeichert und konnte dort von den Bewohnern abgeholt werden.
Schule, Gemüseläden und kleine Geschäfte
Viele Flüchtlinge öffnen nach der Ankunft einen eigenen kleinen Laden, um unabhängig zu sein. Viele vertreiben sich damit auch Zeit, ausserdem dient die Arbeit auf der Champs-Elysée, der Einkaufsstrasse des Lagers, als Ablenkung. Mittlerweile gibt es in Zaatari viele Gemüseläden, Kleidergeschäfte und sogar Friseursalons. Die Waren werden ausserhalb vom Lager eingekauft, um sie im Lager wieder zu verkaufen. Viele Flüchtlinge arbeiten auch als Elektriker beim Solarkraftwerk oder als Bauarbeiter, die für das Lager zum Beispiel Rohre für die Wasserversorgung verlegen. So halten sie das Lager aufrecht. Die Hilfe kommt jedoch auch von aussen. Viele Spendenorganisationen helfen dem Aufbau von Schulen und anderen wichtigen Dinge wie des Bauens der Abwasserrohre. Im Camp gibt es 29 Schulen und 13 Betreuungsstationen. Es werden auch viele Freizeitsaktivitäten wie spielen, zeichnen oder tanzen angeboten. Es ist wichtig, dass die traumatisierten Kinder Ablenkung bekommen und lernen die Vergangenheit richtig zu verarbeiten. Deshalb gibt es auch Psychologische Betreuung.
Eine Schulklasse im Flüchtlingslager Zaatari.
Das Leben im Flüchtlingslager
Wir haben eine Dokumentation vom ZDF geschaut, in der das Leben von Flüchtlingen in Zaatari vorgestellt wird. Mit dabei sind Ahmad Harb und Mohammad Al-Joukhadar.
Der Link zur Dokumentation:
https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/zaatari-leben-im-fluechtlingslager-doku-100.html
Ahmad Harb
Ahmad musste wie viele andere Flüchtlinge aus seinem Heimatland Syrien,aufgrund von Bürgerkrieg, fliehen. Im Lager angekommen, wollte er die Vergangenheit vergessen. Er und seine Frau haben die Hoffnung nie verloren. Ahmad hat kurze Zeit nach der Ankunft sein eigenes Theater eröffnet. Er baute ein Team mit Jugendlichen auf. Sie proben täglich für neue Theaterstücke und führen sie dann im Anschluss vor Publikum vor.
Ahmads Theateraufführung vor Publikum
Mohammad Al-Joukhadar
Mohammad war in Homs (einer Stadt in Syrien) ein bekannter Maler. Als die Bomben immer öfters vielen musste seine Familie fliehen. In Zaatari will Mohammad den Einwohner ein Stück Heimat zurückgeben. Nun zieht er mit seinem Freund umher und bemalt die Container mit Landschaften oder Motive nach Wunsch der Bewohner. Viele wünschen sich auch ihr altes Haus gemalt zu bekommen. Sein Ziel ist Farbe in das Lager zu bringen.
Denn die Farben beeinflussen, wie er sagt, die Seele.
Mohammad verschönert ein Wohncontainer
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